Revolutionen sind anstrengend

Einschätzungen über die Zukunft der Arbeit von einem, der sich auskennt

Wortmeldungen darüber, wie Arbeit in Zukunft aussehen wird und wie sich jetzt getroffene Maßnahmen auswirken, gibt es ja viele. Da ist es erfreulich, mal die Stimme eines Profis zu hören, der sich beruflich schon lange damit beschäftigt und der sich aus der bundesdeutschen Außensicht auch in Bezug auf Österreich kein Blatt vor den Mund zu nehmen braucht. Der Arbeitssoziologe Prof. Schneider ist Leiter des Forschungsinstituten zur Zukunft der Arbeit in Bonn und stand im Rahmen der Enquete der Wiener Personaldienstleister Rede und Antwort. Man muss ja nicht der selben Ansicht sein, aber die Klarheit in den Antworte ist schon sehr wohltuend! Hier ein Best-Of der Fragen und Antworten, das ganze Interview gibt´s hier: www.wienerzeitung.at

– Einfache Jobs verschwinden zunehmend, insbesondere durch die Digitalisierung? – Ja.
– Welche Arbeitnehmer trifft diese besonders? – Die, die nur für Tätigkeiten angelernt wurden und keine solide Ausbildung haben.
– Fallen diese Jobs in Summe einfach weg? – Nein, es kommt zu einer Verschiebung, die Arbeit insgesamt wird nicht weniger. Man muss sich aber für diese veränderten Anforderungen rüsten.

– Ein-Euro-Jobs für Flüchtlinge, gut oder schlecht? – Nur als vorübergehende Maßnahme mit nachfolgenden Qualifizierungen sinnvoll. Ansonsten würden diese ArbeitnehmerInnen auf diesem niedrigen Niveau einzementiert werden und „einheimische“ NiedriglohnarbeiterInnen würden die Folgen des entstehenden Kostendruckes zu tragen haben.

– Staatliche Sicherheitsnetze – gut oder schlecht? – Wenn man mit Arbeit sein Mindesteinkommen nicht verbessern kann, fehlt der Anreiz dafür.
– Wenn Subventionen gekürzt werden, finden die Empfänger dann überhaupt Jobs? – Ja, weil durch die gesunkenen Lohnansprüche Firmen mehr Anreiz haben, solche Stellen zu schaffen, die sich sonst nicht rentiert hätten.
– Kommt es dadurch zu mehr Armut trotz Arbeit? – Ja, dahinter steckt die gesellschaftliche Entscheidung, wieviele „working poor“ man haben möchte.

– Wie kann man das Missverhältnis zwischen Anforderungen und vorhandener Qualifizierung bekämpfen? – Hilfreich wäre ein Informationssystem, an dem man die jeweils aktuellen Jobchancen für Ausbildungen und Berufe einsehen könnte, was einerseits vor Fehlentscheidungen schützen würde und andererseits die Konkurrenz und somit die Qualität unter den Ausbildungseinrichtungen fördern würde.

– Welche Berufe und Fähigkeiten werden wir immer brauchen? – Problemlösungskompetenz, weil die Zeit der „bequemen“ Jobs mittlerweile vorbei ist.

Bildquelle: pixabay.com

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