So titelt der Standard am 4. März 2017 – gottseidank nicht ganz richtig!
Abgerufen über www.pressreader.at.
Prof. Uwe Peter Kanning ist Wirtschaftsprofessor, Autor und Herausgeber. Er sagt klar: Wer nach dem Bauchgefühl auswählt, nimmt Bewerber in systematischer Weise verzerrt wahr, ohne dies selbst zu merken, und dies führt zu nachweisbar schlechteren Auswahlentscheidungen.
Dies wird gleich darauf relativiert: Nach einem professionellen und standardisierten Auswahlverfahren vorher ist dann der richtige Zeitpunkt, das Bauchgefühl miteinzubeziehen. Entscheidungen nach dem ersten Sympathiecheck zu treffen, ist auch nicht sehr zielführend, weil auch dieser Eindruck leicht täuschen kann und sich mit der Zeit wieder verändert.
Besonders gefallen hat mir, dass er darauf hinweist, dass diese Punkte NICHTS über einen Menschen aussagen und deshalb nicht für die Einschätzung der Eignung heranzuziehen sind:
• (wenige) Tippfehler
• Hobbies
• Lücken im Lebenslauf
Besonders der letzte Punkt ist sehr in den Köpfen von Unternehmern und Recruitern verankert und verhindert so die Jobvergabe an eine relevante Anzahl von Menschen – unnötigerweise!
Somit lässt sich kurz ein „richtiger“ Ablauf skizzieren:
– professionelles und standardisiertes Verfahren zu Beginn
– Bauchgefühl und Sympathie erst dann miteinbeziehen
– BewerberIn mehrfach sehen, um sich besser kennenzulernen und um zu schauen, ob sich die Sympathie ändert
– Lücken im Lebenslauf, Hobbies und wenige Tippfehler nicht als Ausschließungsgrund für eine Besetzung verwenden
Beim Einsatz professioneller diagnostischer Verfahren spricht Prof. Kanning einen interessanten Aspekt an: Sie wird von erfahrenen Leuten oft auch als Bedrohung angesehen, weil sie die selbsterlebte Kompetenz der Entscheidungsträger in Frage stellt und Ihnen Besetzungsmacht wegnimmt.
Schlechte Besetzungen fallen übrigens nur im ganz extremen Fall auf, wenn es gar nicht passt; ansonsten wird ein Erfolg verbucht. Dass es aber noch besser gegangen wäre, ist eine andere Geschichte. Eine gezielte Evaluierung der Besetzungen und das Treffen entsprechender Maßnahmen in der Folge würde hier viel Qualität mit sich bringen.
Am Ende plädiert Prof. Kanning nochmal dafür, das Bauchgefühl ganz wegzulassen und begründet dies so: Durch Bauchentscheidungen fühlen sich die Entscheidungsträger wohl – und darum geht es nicht! Es geht um die gute Auswahlentscheidung!
Meiner Meinung nach könnte man dies kombinieren (wie vorher bereits skizziert): Zuerst die gute Auswahl, formal und standardisiert und ev. auch mit Diagnostik) und dann mehrmals treffen und dann das Bauchgefühl in Pattsituationen entscheiden lassen. Hört sich doch gut an, oder?
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