„Wir nehmen Sie nicht auf, Sie waren einfach nicht spürbar.“
Diese Benachrichtigung erhielt S. und sie hatte mit allem gerechnet, nur nicht mit einer Absage. Sie war bis ins Detail vorbereitet, sie wollte erfolgreich sein. Doch was ging schief? Sie konnte erstmal keine Antwort finden. Erst als sie ehrlich reflektierte, kam die Klarheit: es fehlte Leidenschaft…
Leichter gesagt als getan
Authentisch sein bedeutet seine Werte zu leben. Dazu bedarf es sich selbst zu (er)kennen – seine Stärken und Schwächen anzunehmen und in sich zu ruhen und diese auch nach außen hin zu vertreten. Nichts raubt auf Dauer mehr Energie, als gegen seine eigene Natur zu leben.
Wer kann heute noch sagen, er (er)kennt sich selbst? Wer nimmt sich genug Zeit für sich selbst, um sich zu finden? Wir wurden erzogen, indem Lehrer und Eltern auf unsere Unzulänglichkeiten hinwiesen und versuchten, diese zu korrigieren anstelle unsere Stärken zu stärken. Die Folge davon? Wir verbargen so oft wie möglich unsere Schwächen, um nicht wieder einen Angriffspunkt für Kritik zu liefern. Wie kann man also „einfach“ seine Schwächen annehmen? So dressierten sich viele zu aalglatten Menschen, die nun stromlinienförmig ihr Leben bewältigen.
Auch Personalverantwortliche bevorzugen meist zwecks leichterer Selektion die stromlinienförmige, schriftliche Bewerbung. Solche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können auch nicht „gefährlich“ werden und sind leichter zu kontrollieren. In der Öffentlichkeit jedoch kokettieren die Unternehmen heute gerne damit, dass Individualisten erwünscht und gefördert werden und Brüche in der Biographie erlaubt sind. Mit den Worten „querdenken“ und „proaktiv“ wird nur so herumgeschleudert. Eine kontroverse Situation.
Doch was tun wir, wenn wir dringend einen Job brauchen? Richtig, wir passen uns an die Anforderungen des Jobs an, auch wenn diese unserem Naturell nur wenig entsprechen. Die Angst, weiterhin kein Geld zu verdienen, lässt uns Abstriche machen.
Wenn wir die falschen Dinge richtig machen
„Alles Wissen ist vergeblich ohne die Arbeit. Und alle Arbeit ist sinnlos ohne die Liebe.“ Dies formulierte einst Khalil Gibran, libanesischer Philosoph und Dichter und wusste, wovon er sprach. Wenn wir keine Leidenschaft für unsere Arbeit empfinden, dann stresst sie uns. Wir handeln also nicht im Sinne unserer Authentizität und können vermutlich nur schwer erfolgreich sein. Unser Körper sendet uns ein paar Signale, doch meistens übersehen wir sie. Eher versuchen wir Wege zu finden, wie wir besser werden können. Unser Körper muss viel mehr Energie aufwenden, um den Job gut zu machen, der uns eigentlich nicht entspricht. Das bedeutet salopp gesagt: wir machen die falschen Dinge richtig!
Das Leben beginnt dort, wo die Furcht endet
Tun Sie sich etwas Gutes. Seien Sie mutig und bewerben Sie sich nur für Stellen, die Sie auch wirklich mit Leidenschaft ausüben möchten. Diese Leidenschaft formulieren Sie auch im Bewerbungsschreiben. Vergessen sind Standardsätze wie „Hiermit bewerbe ich mich für…“. Beginnen Sie Ihr Schreiben mit dem, was Sie fasziniert und warum. Texte, die das Gefühl vermitteln, ziehen den Leser mit. Die Chance, den Job zu bekommen ist dabei mehr als hoch. Der Einklang mit sich selbst bewirkt einen ungeahnten Flow. Dann ist ein Job nicht einfach ein Tun, sondern eine Berufung – und im besten Fall unsere Bestimmung.
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